

Discover more from cool genug
…denn die heutige ausgabe ist ausnahmsweise nicht die vollwertige cool genug-experience. ein bisschen was vom klassischen content gibt es trotzdem. wenn du nur den willst, einfach weiterscrollen, bis die groß- und kleinschreibung wieder normal ist.
grund für meine fehlende zeit über das wochenende ist lynn ist nicht allein:
lynn ist nicht allein ist eine hörspiel-serie im true crime-podcast-format, die christian alt, alexandra schulz und ich seit letztem jahr für die audio-plattform FYEO entwickeln. die hauptfiguren (gespielt von lea zoe voss und kristin hunold) sind darin einem geheimnis auf der spur, welches ihre verstorbene freundin lynn (isabella wolf) kurz vor ihrem tod auf ihrem smartphone hinterlassen hat.
die daraus resultierende serie ist verspielt, voller easter eggs für podcast-fans und (laut publikumsberichten) ziemlich spannend.
seit freitag läuft auf FYEO die zweite staffel - im cast u.a. die neuzugänge florentin will (aus dem podcast ufo und dem bronch-sketch) und torben liebrecht (deutsche stimme von tom hardy und smoother motherfucker).
die erste staffel ist außerdem seit freitag auf allen podcast-plattformen gratis und frei verfügbar (auch spotify).
hier ein trailer, der ab dieser woche im tv läuft:


Maske ab
Es war keine besonders schöne Woche im Internet. Die deutsche Twitter-Community hat ja ohnehin mit dem Ruf zu kämpfen, weiter von der Realität entfernt zu sein als KuchenTV von einem Buch. Diesem Ruf hat sie mal wieder alle Ehre gemacht, indem sie ein paar pinke Handschuhe aus einer Vox-Sendung zum Nummer 1-wichtigsten Thema das Tages auserkoren hat. Glückwunsch.
Kurz darauf veröffentlichte YouTuberin Lindsay Ellis ein 100 Minuten langes Video über ihre eigenen Erfahrungen damit, von Twitter gecanceled zu werden (sie selbst benutzt das C-Wort nach einer kurzen Einleitung bewusst nicht mehr, weil es von rechts korrumpiert und eigentlich nichts mehr wert ist). Das Video ist exakt so lang wie ein Video der trans YouTuberin ContraPoins zu vergleichbaren Erfahrungen, die sie gemacht hat. Beide sind hart anzusehen und absolut notwendig.
Lindsay Ellis ist eine Videomacherin im “BreadTube”-Genre: Progressiv linke Creators, die in langen persönlichen Video-Essays über Politik und Popkultur sprechen. Im März veröffentlichte Lindsay Ellis einen Tweet, in dem sie den Disney-Film Raya and the Last Dragon (der von ost-asiatischen Sagen und Mythen inspiriert ist, und teilweise von asiatischen Autoren geschrieben wurde) als einen Abklatsch der Nick-Serie Avatar - Der Herr der Elemente (die ebenfalls von ost-asiatischen Sagen und Mythen inspiriert ist, aber einen rein weißen Writer’s Room hatte) bezeichnete.
Ich möchte mir nicht herausnehmen, zu beurteilen, ob dieser Tweet tatsächlich problematisch war oder nicht. Aber der Sturm von Beleidigungen, Drohungen und Hass, der daraufhin in einer eigenartigen Allianz von progressiven Links-Twitterern und rechten Trollen über Lindsay Ellis hinwegfegte, und in dem jedes Detail ihres Lebens auseinandergenommen wurde, ist ein weiteres quälendes Beispiel dafür, warum jeder, der sich den Satz “Cancel Culture gibt es nicht” eintrainert hat, es sich zu einfach macht.
Ein wichtiger Faktor, der in der Dynamik der Twitter-Justiz gerne vergessen wird: Wirklich canceln kann man eigentlich nur jemanden, der auf der eigenen politischen Seite steht. Genau wie die Republikaner über die letzten vier Jahre jeden ausgeschlossen haben, der nicht seine unsterbliche Treue zu Donald Trump bekannte, sind progressive Linke in der Regel die, die unter dem Zorn von progressiv linken Twitter-Accounts am meisten zu leiden haben - weil sie die einzigen sind, die deren Standards anerkennen.
Das führt zu der bizarren Situation, dass viele Menschen auf Twitter, die sich machtlos und von der Welt allein gelassen fühlen, lieber Leute auf der eigenen politischen Wellenlänge fertigmachen als Rechte oder Trolle. Denn nur so spüren sie, dass ihre Tweets Konsequenzen haben.
Lindsay Ellis geht in ihrem Video detailliert auf die Dynamiken ein, die dazu führen, dass viele der Accounts, die sich an den Cancel-Wellen beteiligen, ständig darauf aus sind, die nächste Person zu “demaskieren”:
Global fascism is on the rise on a level we haven't seen in more than a generation. Are there not enough out and proud racists, that you feel you need to unmask the “My Little Pony” YouTuber?
Also ja. Gar nicht so gut alles.
Außerdem
Dieser schöne Text von Yasmine M’Barek über die Daddy-fizierung von Markus Söder hat mich daran erinnert, dass die Autorin all das schon letzten Dezember entdeckt hatte. Ich werde nie dieses TikTok vergessen.
Instagram denkt (wieder einmal) darüber nach, Like-Zahlen abschaltbar zu machen. Es ist eine sehr sehr gute Idee, weshalb es vermutlich nicht passieren wird.
So funktionieren repräsentative Emojis
Nachdem ich vor drei Wochen über den Trend zu geklauten TikTok-Sketches geschrieben hatte, hat jetzt ein populärer TikToker einen Plagiatsskandal am Hals. Zwischen diesen beiden Dingen besteht leider kein Kausalzusammenhang.
YouTube-Star Jake Paul hat einen weiteren Boxkampf gegen einen ehemaligen MMA-Fighter gewonnen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es irgendwo Box-Fans gibt, die sich extrem darüber ärgern, dass ihr Sport auf einmal von bescheuerten Social Media-Stars übernommen wird.
Das Meme
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